Natur*Gesetz

Natur versus Gesetz – seit Urzeiten steht die Kultur des Menschen in diesem Spannungsfeld. Werden Gesetze vom Menschen gemacht, oder bestehen sie aus der Natur selbst heraus? Wann, für wen und wie lange sind sie gültig? Was passiert, wenn wir sie übertreten?

In der Musikgeschichte gab es stets eine Vielzahl von Gesetzen: Satzregeln, musikalischen Konventionen, Hörgewohnheiten. Alle großen Komponisten fanden ihre jeweils individuelle Art, sich diese Gesetze zunutze zu machen, sie zu erweitern oder zu brechen. Gleichzeitig spricht ihre Musik auch unsere Sinne, unsere Emotionen, unsere “Natur” an – andernfalls würden wir sie als kalt und intellektuell wahrnehmen.

J. S. Bach ist einer der großen Meister der Gesetzmäßigkeit. Im Musikalischen Opfer ist das virtuose Spiel mit dem Gesetz – in diesem Fall die Regeln des strengen Kontrapunktes – bis nahe an die Grenze des Erträglichen gesteigert. Seine Musik erreicht durch ihre pure Strenge eine ungeahnte Komplexität und ist doch sinnlich erfahrbar und voll affektgeladener Lebendigkeit.

Auch David Lang entwickelt seine Musik aus kleinsten Keimzellen – ein Großteil seines Werkes wird unisono von 4 Spielern gespielt. In der Entwicklung der kleinen Abweichungen und der entstehenden rhythmischen Komplexität liegt die Meisterschaft – auch hier wird wieder die Spannung zwischen Gesetzmäßigkeit und Individualität spürbar. Zum klanglich-sinnlichen Erlebnis trägt die Beschränkung auf wenige (Natur)materialien bei: Holz im ersten Teil, Metall im zweiten und Keramik im dritten. Und wieder wird fündig, wer lange genug sucht: Den größten Teil des Instrumentariums und damit die klangliche Dimension des Werkes müssen sich die Spieler selbst aus Holzplanken, Tontöpfen und dergleichen zusammenstellen.

Es erklingen Teile aus dem Musikalischen Opfer von Johann Sebastian Bach und The so-called laws of Nature von David Lang.